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Der Sabbat beginnt am Freitagabend etwa 50 Minuten vor Eintritt der Nacht. Der Vater schaut auf die Uhr, um mit dem Sohn, der das Gebetbuch (Siddur) trägt, in die Synagoge zu gehen. Die Mutter hat das Haus und das Abendessen vorbereitet und die Sabbatlampe angezündet. Auf dem Schrank ist die Besamimbüchse (Gewürzbüchse) zu sehen. Auf dem Kaminsims liegen Bratäpfel und auf dem Tisch die mit einem Tuch bedeckten Barches. An der Wand im Hintergrund der Misrach, der die Richtung nach Jerusalem zeigt. Links neben der Tür das Gefäß für die rituelle Händewaschung. Auf der Anrichte links liegt der Karpfen für das Abendessen, von dem man die Schwanzspitze sehen kann.

Das Pessach Fest ist der Höhepunkt der häuslichen Familienfeiern. Auf diesem Bild ist das Ende des Seders wiedergegeben. Die Familie und ein ostjüdischer Gast hören dem Vater beim Verlesen des letzten Abschnittes der Haggada zu. Auf dem Buffet stehen vier Flaschen als Symbol für die vier Becher Wein, die jeder Teilnehmer an diesem Abend leeren muss.

Die Veröffentlichung der beiden jüdischen Genrebilder war ein großer Erfolg für die Zeitschrift. Die Redaktion der Gartenlaube antwortete 1867 auf Leserzuschriften:

„Es freut uns, dass Ihnen die beiden Illustrationen unserer letzten Nummer, ‚Sabbathanfang‘ und ‚Sederabend‘, so gefallen haben. Sie sind einem Cyklus von sechs Photographien nach Originalzeichnungen von Professor Moritz Oppenheim entnommen, welcher unter dem Titel: ‚Bilder aus dem altjüdischen Familienleben‘ im Verlage von Heinrich Keller in Frankfurt a. M. erschienen und in drei verschiedenen Ausgaben zu dreißig Gulden, acht Gulden sechs Kreuzer und vier Gulden achtundvierzig Kreuzer zu haben ist. Einzelne Blätter der schönen Sammlung kosten je nach ihrer Größe sechs Gulden, einen Gulden fünfundvierzig Kreuzer und vierundfünfzig Kreuzer.“

Moritz Daniel Oppenheim, 8. Jan. 1800 Hanau – 25. Feb. 1882 Frankfurt/Main, war der erste jüdische akademisch ausgebildete Maler. 1999/2000 zeigte das Jüdische Museum Frankfurt eine große Werkschau. Die Stadt Hanau errichtete 2015 eine überlebensgroße Skulptur Oppenheims auf dem Freiheitsplatz. 2018 erschien Isabel Gathofs filmische Dokumentation über Leben und Werk des Malers.

Text: Thilo Figaj, 2022

The Sabbath begins on Friday evening about 50 minutes before night falls. The father looks at the clock to go to the synagogue with the son carrying the prayer book (siddur). The mother has prepared the house and dinner and lit the Sabbath lamp. On the cupboard can be seen the besamim (spice) box. There are baked apples on the mantelpiece and barches covered with a cloth on the table. On the wall in the background the Misrach, which shows the direction to Jerusalem. To the left of the door the vessel for the ritual washing of hands. On the sideboard at the left lies the carp for dinner, of which you can see the tip of the tail.

Passover is the culmination of domestic family celebrations. In this picture, the end of the Seder is depicted. The family and the Eastern Jewish guest listen to the father reading the last section of the Haggadah. On the buffet are four bottles symbolizing the four cups of wine that each participant must empty that evening.

The publication of the two Jewish genre pictures was a great success for the magazine. The editors of the Gartenlaube responded to readers’ letters in 1867:

„We are pleased that you liked so much the two illustrations of our last number, ‚Sabbath Beginning‘ and ‚Seder Evening.‘ They are taken from a cycle of six photographs after original drawings by Professor Moritz Oppenheim, which appeared under the title: ‚Bilder aus dem altjüdischen Familienleben‘ in the publishing house of Heinrich Keller in Frankfurt a. M. and is available in three different editions at thirty guilders, eight guilders six kreuzers and four guilders forty-eight kreuzers. Individual sheets of the beautiful collection cost six gulden, one gulden forty-five kreuzer, and fifty-four kreuzer, depending on their size.“

Moritz Daniel Oppenheim, Jan. 8, 1800 Hanau – Feb. 25, 1882 Frankfurt/Main, was the first Jewish academically trained painter. In 1999/2000, the Jewish Museum Frankfurt presented a large exhibition of his work. In 2015, the city of Hanau erected a larger-than-life sculpture of Oppenheim on Freiheitsplatz. Isabel Gathof’s film documentary on the life and work of the painter was released in 2018.

 

Text: Thilo Figaj, 2022