Das Kloster
Die Geschichte des Klosters begann im Jahre 764. Gaugraf Cancor und seine Mutter Williswinda schenkten ein Landgut an der Weschnitz ihrem Verwandten, Bischof Chrodegang von Metz, der die Niederlassung mit Mönchen aus Gorze besiedeln lies.
Mit der Ankunft der Reliquien des Heiligen Nazarius im Jahre 765 begann ein beispielloser Aufstieg der Abtei. Schon bald wurde das Kloster durch zahlreiche Schenkungen sehr vermögend und königliche Gunstbeweise zeichneten es aus.
Das rasche Wachstum der Abtei erforderte eine baldige Verlegung; dorthin wo heute noch die Reste des ehemaligen Klosters zu sehen sind, wie beispielsweise die Königshalle, das Wahrzeichen karolingischer Baukultur.
Wie groß das Ansehen dieses Reichsklosters bereits zehn Jahre nach seiner Gründung war, zeigt sich in der Anwesenheit hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger, die bei der Weihe der neuen Klosterbasilika am 1. September 774 anwesend waren, darunter Karl der Große.
Welch bedeutende Stellung Lorsch im ostfränkischen Reich einnahm, zeigt sich aber auch an der Tatsache, dass die Krypta der Abtei Grablege der deutschen Karolinger wurde. Ludwig der Deutsche, Ludwig der Jüngere, sein Sohn Hugo und andere Angehörige des karolingischen Königshauses fanden in der Gruftkirche zu Lorsch ihre letzte Ruhe.
Im 10. und 11. Jahrhundert erhielt das Kloster für mehrere Orte das Münz- und Marktrecht. Große Besitztümer, von der Nordsee bis in den Schweizer Raum, bildeten das wirtschaftliche Rückgrat des Klosters. Neben der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Klosters war Lorsch aber auch als Stätte der Wissenschaft von hoher Bedeutung; die Lorscher Bibliothek zeugt davon. Heute sind die Handschriften der Bibliothek auf mehr als 50 Standorte weltweit verteilt. Das Lorscher Arzneibuch, geschrieben um 795, das Lorscher Evangeliar, eine prachtvoll ausgestattete Evangelienhandschrift, die um das Jahr 810 datiert wird und viele andere bedeutende Handschriften waren dort aufbewahrt.
Im 12. und 13. Jahrhundert bildeten sich die Territorialstaaten heraus. Macht und Einfluss der Klöster schwanden, davon wurde auch Lorsch nicht verschont. 1232 verlor das Kloster seine Eigenständigkeit und wurde dem Kurfürsten und Erzbischof von Mainz unterstellt. Von 1232 bis 1248 übernahmen Zisterzienser, 1248 Prämonstratenser das Kloster. In dieser Zeit verlor die Abtei ihre einstige Bedeutung und entwickelte sich zu einem eher regionalen Zentrum. 1461 wurde das Kloster an die Kurpfalz verpfändet. Erst 1623 kam Lorsch wieder unter die Herrschaft von Kurmainz. Zwei Jahre zuvor wurde die bis dahin noch gut erhaltenen Gebäude durch spanische Truppen verwüstet und dienten seither als Steinbruch.
1991 wurde das gesamte Klostergelände inklusive der Königshalle und der noch vorhandenen restlichen Gebäude von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet.