Projektgruppe beißt sich im neuen Jahr durch…
„Der Tabak ist ausgepflanzt!“ Am Pfingstsamstag konnten die Freiwilligen des Lorscher Tabakprojektes diese freudige Nachricht mit nach Hause nehmen. Etwa zwanzig der Freizeit-Tabakpflanzerinnen und -pflanzer hatten sich trotz des sehr kurzfristig angesetzten Termins auf dem Feld eingefunden und die etwa fünftausend Geudertheimer-Pflanzen, ein Zigarrentabak, ausgebracht. Gute Stimmung und eine außerordentlich zügige Bewältigung der Arbeit, schließlich der zufriedene Blick auf das wohlbestellte Feld gaben der Gruppe Aufschwung. Und das war nötig. Denn im dritten Jahr des Lorscher Tabakprojektes hatte man gleich zu Beginn mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Schon 2014 hatte man das Frühbeet aus der innerörtlichen Lage aufs freie Feld verlegen müssen. Pünktlich am St. Josefstag waren die Samen zum Keimen eingeweicht worden, etwa eine Woche später wurden sie ins Frühbeet gesät. „Es war das erste Mal, dass wir das Keimen selbst übernahmen“, so Bernhard Stroick vom Heimat- und Kulturverein, der das Projekt fachlich leitet. Zuvor lag dieser diffizile Akt in den Händen der Familie Schumacher, die seit Generationen Erfahrung im Tabakanbau hat. Und schon gab es erste Probleme: Die Samen schienen bei der Aussaat zu weit vorgekeimt. Dazu kamen einige harte Frostnächte, die zu Minustemperaturen im Frühbeet führten. Ergebnis: Die erste Aussaat keimt nur sehr spärlich. Eine zweite Aussaat stimmte terminlich nicht mehr mit den Wachstumsabläufen der Vegetation zusammen. Erfahrene Landwirte rieten ab. So kaufte man schließlich vorgezogene Pflanzen in einem Anzuchtbetrieb in Offenburg.
„Diese Pflanzen sind zwei Mal gemäht, um eine Kräftigung der Pflanzenstiele zu bewirken“, wusste Stroick schon im Vorhinein. „Damit bekamen wir sehr gleichmäßige, sehr starke Setzlinge.“ Allerdings sind diese in ihrer Schönheit keinesfalls mit den selbstgezogenen Tabakpflänzchen zu vergleichen. Die ganze Pflanz-Aktion wurde unter Hochdruck noch rechtzeitig (unmittelbar nach den Eisheiligen) durchgezogen.
Auch musste man nach zwei Jahren Anbau auf dem gleichen Feld nun den Ort wechseln. Der Boden war erwartungsgemäß ausgelaugt, schon im zweiten Jahr hatte sich trotzt Düngung Stickstoffmangel gezeigt. Wohl blieb man in der Nähe der Tabakscheune: Das neue Feld liegt an der alten Bensheimer Straße, gegenüber Lauresham und dem Besucherinformationszentrum, ebenfalls prominent im Welterbe Areal Kloster Lorsch. Doch die Wege zur Tabakscheune, wo die Geräte lagern und auch die Wasserbeschaffung sind damit mühsamer.
Die Moral der Truppe sank hingegen nicht, im Gegenteil: Viele der Aktiven sind nun schon mehrere Jahre dabei. „Wir sind darüber sehr froh“, so Gabi Dewald vom initiierenden Kulturamt der Stadt. „Wie wir gerade in diesem Jahr deutlich sehen, brauchen wir neben vielen helfenden Händen vor allem Erfahrung. Und die kriegt man nur über die Zeit.“ Deshalb ist man auch froh, dass wiederum einige Frauen und Männer bei dem Projekt sind, die das Geschäft des Tabakpflanzens noch aus Kindheit und Jugend kennen. „Genauso schön ist es aber, dass sich viele, die keine Ahnung haben, aus Interesse an dem Projekt, an Lorsch, an der Tradition oder auch einfach aus Freude am gemeinsamen Tun beteiligen. Und übrigens nicht nur Lorscher!“ heißt es.
Zur Tabak-Kerb vom 19. bis 21. September wird die Lorsa Brasil 2015 herauskommen. Für diese zweite Zigarren-Auflage des Lorscher Tabakprojektes wird dann ausschließlich der Tabak aus dem Jubiläumsjahr 2014 verwendet. Am Welterbetag, dem 7. Juni, wird man im Welterbe Areal über das Projekt informieren. Unmittelbar am neuen Tabakfeld werden dann auch restliche Pflanzen verkauft.
Text und Bild: Stadt Lorsch