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Die Abbildung zeigt die Lithografie der Innenseite einer Zigarettendose, im Original 9 x 8 cm, aus dem Jahr 1913 / 1914

Hermann Lorch (1871 — 1951) war alles andere als ein Mann der Tabakbranche, aber er war geschäftlich sehr vielseitig veranlagt und in Lorsch als Tabak- und Zigarrenstadt waren die Voraussetzungen für die Partizipation an diesem Markt bestens gegeben. Von seinem Onkel Simon (dem Erbauer der Steinsynagoge in Lorsch) hatte er einen gut eingeführten Eisenwaren – und Baumaterialhandel übernommen. Seine drei Söhne halfen im Geschäft.

1914 wurde er an die Front gerufen, da war seine jüngste Unternehmung, Herlo, die erste Zigarettenmarke am Ort, gerade ein Jahr alt. Viel älter wurde sie nicht. Doch davon musste er nach dem Krieg auch das Finanzamt überzeugen. Für jüdische Steuerakten interessierten sich die Nationalsozialisten später sehr. Auf Anfrage des Finanzamtes an die Bürgermeisterei Lorsch am 20.1.1921 teilte diese mit: „Die Cigarettenfabrikation des Herm. Lorch wurde am 19. Februar 1913 angmeldet, ist aber bereits schon lange Zeit wieder aufgegeben. Die Fabrikation von Cigarren und Cigarillos wurde am 11. September 1919 von dem Sohn Jacob Lorch angemeldet.”

Hermann Lorch floh mit seiner Frau Frieda und dem jüngsten seiner drei Söhne im August 1939 gerade noch rechtzeitig nach Baltimore. Die beiden älteren Söhne und seine einzige Tochter waren bereits vorher in die USA ausgewandert. Die Herlo Tabakdose im Jugendstil Design ist sehr selten. Ein Exemplar erzielte einen deutlich vierstelligen Betrag bei einer Auktion im Jahre 2020.

 

When Hannchen Rohrheimer of Lorsch married Isaac Oppenheimer in Fränkisch-Crumbach, she brought a new trade to the Odenwald with her knowledge of cigar making. The tobacco was supplied from Lorsch. Hannchen Oppenheimer was the grandmother of Ruth David (1929 – 2020), a Holocaust survivor and unforgotten contemporary witness in our region. Hermann Lorch (1871-1951) launched “Herlo”, the first Lorsch cigarette brand, in 1913. Because of the war, it did not enjoy lasting success. Emanuel Herzberger (1850 – 1914) came to Lorsch from Crefeld in 1880. With various partners he produced cigars, since 1892 in a factory directly next to the monastery. His sons Alfred (1875 – 1951) and Joseph (1875 – 1942) ran the company until it was sold in 1931. Of Herzberger’s seven children, three of his four daughters were born in Lorsch. All three married Christian partners. Amalie’s husband Franz Haagner came from the Sektkellerei (sparkling wine) Schloss Wachenheim family. When he died in 1943, she lost her privileged protection as a Jew. She and other members of the family became victims of the Shoa.