Besuch aus Überwald

Jugendliche aus dem Überwald besuchen die Dokumentation Landjudenschaft

An zwei Terminen Ende September und Anfang Oktober waren in der Dokumentation Landjudenschaft des Heimat- und Kulturvereins Lorsch über dreißig junge Leute aus dem Überwald zu Gast. Die Konfirmanden nahmen an einem neuen Projekt des Evangelischen Dekanats Bergstraße teil, das Sabine Allmenröder, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung (Heppenheim) und ihre Kollegin, die Gemeindepädagogin Birgit Ruoff (Lindenfels) bereits Wochen zuvor in Lorsch ausgearbeitet hatten. Die Jugendlichen sollten im Rahmen ihres Konfirmandenunterrichts Grundlegendes zu Kultur und regionaler Geschichte der Juden kennenlernen. Für die meisten war es die erste Begegnung mit etwas jüdischem.

Begleitet wurden die jungen Mädchen und Jungen von den Pfarrerinnen und Pfarrern ihrer Heimatgemeinden, Jörg Michas (Siedelsbrunn, Kreidach, Abtsteinach), Martina Beyer (Wald-Michelbach, Schönmattenwag) und Stefan Ningel (Grasellenbach-Hammelbach).

Mit Hilfe von historischen und modernen Objekten zum Anfassen aus der „Museumskiste“ der Dokumentation, die solche Dinge wie eine Kippa, eine kleine Torarolle, besondere Leuchter, Trinkbecher, Mazzen zum Probieren und anderes enthält, ging es auf Erkundung der Ausstellung und die im Umfeld der Dokumentationsstätte verlegten Stolpersteine. Anschließend wurde ein Fragebogen ausgefüllt.

„Die Rückmeldungen der Jugendlichen beim Abschluss waren klasse,“ berichtet Sabine Allmenröder. Sie sollten z.B. den Satz vervollständigen „Ich hätte nicht gedacht, dass…“, und es kamen Sachen wie: „…hier früher mal so viele Juden gelebt haben.“, „Juden jedes Mal kurz beten, wenn sie das Haus verlassen (und die Mesusa berühren)“. Die Frage, warum sich jemand „so ein Andenken zimmert“ (gemeint war ein auf den 9.11.1938 datiertes Schnitzwerk mit Resten aus der Lorscher Synagoge), ist von vielen sehr differenziert beantwortet worden, „obwohl sie vorher noch nie etwas vom Novemberpogrom gehört hatten.“

Der Gang im Anschluss zu den Stolpersteinen in der Stadtmitte wäre bestimmt im Sinne des Künstlers Gunther Demnig gewesen. Schnell hatten die Kinder das Alter der Deportierten errechnet und erschreckt festgestellt, dass der Jüngste fünf Jahre alt war und dann schnell rausgekriegt, dass da vier Kinder, die Eltern und eine alte Dame (vielleicht die Großmutter) geholt wurden. Auch eine einprägsame Erkenntnis.

„Genau dafür haben wir diese Einrichtung geschaffen,“ sagt Thilo Figaj, Vorsitzender der Heimat- und Kulturvereins. „Die Zusammenarbeit mit dem Dekanat und die Akzeptanz durch die jungen Leute zeigt uns, dass der Aufbau unserer Dokumentationsstätte für alle Zielgruppen einen Einstieg in jüdisches Leben bietet. Wir wollen kein reiner Gedenkort sein, sondern für das gegenseitige Verständnis in unserer Gesellschaft einen niederschwelligen Einstieg in jüdische Kultur anbieten.“ Für die Zukunft wünscht sich der Verein noch mehr Zusammenarbeit mit Jugendgruppen und Schulen. „Unser Haus steht zur Verfügung.“   

Bilder: Sabine Allmenröder, Ev. Dekanat Bergstraße

 

Mitgliederversammlung am 26.09.2025

Sehr geehrtes Mitglied,

zur Mitgliederversammlung des Heimat- und Kulturvereins Lorsch e.V.

am Freitag, den 26.09.2025
um 19:00 Uhr
im Paul-Schnitzer-Saal

lade ich Sie recht herzlich ein.

Von 18:00 – 18:45 Uhr findet ein Vortrag mit dem Titel „Zwischen Kloster, Kurfürst und Kommunen – Die Weschnitz im Wandel der Epochen“ durch Herrn Nicolai Hillmus, M.A. statt.

Nicolai Hillmus ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte an der TU Darmstadt und wird uns und interessierten Lorschern einen Einblick in die wechselvolle Flusslandschaftsgestaltung der Weschnitz geben (siehe Anlage).

Im Anschluss lade ich Sie zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung am  26.09.2025 um 19 Uhr in den Paul-Schnitzer-Saal ein.

Als Tagesordnung ist vorgesehen:
• Begrüßung
• Bericht des Vorsitzenden
• Bericht Bildarchiv, H. de Raadt
• Bericht Tabak AG, B. Stroick
• Bericht Kräutergarten AG und Päonien-Garten AG, B. Walter und G. Steines
• Bericht Stadtführer, I. Ludwig
• Bericht Jüdisches Leben, T. Figaj
• Bericht Lorscher Vereine, K. Jäger
• Kassenbericht, H. Koob
• Kassenprüfungsbericht
• Entlastung des Vorstandes
• Neuwahlen des Vorstandes
     – Vorsitzender
     – Stellvertretender Vorsitzender
     – Geschäftsführer
     – Kassenwart
     – Beisitzer
     – Kassenprüfer
• Verschiedenes

Vortrag und Mitgliederversammlung sind öffentliche Veranstaltungen – alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Ich würde mich freuen, Sie an der Mitgliederversammlung begrüßen zu dürfen.

Mit freundlichem Gruß
Thilo Figaj (1. Vorsitzender)

 

Abstract zum Vortrag:
„Zwischen Kloster, Kurfürst und Kommunen – Die Weschnitz im Wandel der Epochen“

Schon im Lorscher Codex wird die Umgebung um das Kloster und die Weschnitz als Sumpf durchaus negativ beschrieben und noch bis in das letzte Jahrhundert mussten großangelegte Entwässerungsmaßnahmen den Mittel- und Unterlauf der Weschnitz gegen Überschwemmungen und zu hohes Grundwasser absichern. Doch wie gingen die Anrainer der Weschnitz mit dieser Situation im Mittelalter und der frühen Neuzeit um? Dieser Vortrag dient dabei als Einblick in die Zeit zwischen der Klostergründung um 763/764 und dem 17. Jahrhundert, das durch Konflikte wie dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) nicht nur mit der Zerstörung der Klosterreste tiefe Spuren in der Region hinterließ. Welche Akteure waren vor Ort aktiv? Welche Interessen verfolgten
sie und wie versuchten man die Weschnitz und ihr Umland mit mal mehr und mal weniger Erfolg zu formen?

Beleuchtet wird dabei zunächst die Rolle des frühmittelalterlichen Klosters als Erschließer ihrer Umgebung durch Wege- und Brückenbau sowie deren wirtschaftliche Aktivitäten in der Fischzucht und der Wasserkraft. Mit dem Niedergang des Klosters im 12. und 13. Jahrhundert rücken die Dörfer und Städte wie Weinheim und Lorsch in den Fokus. Diese legten etwa zur militärischen Sicherung Befestigungsgräben an, während ihre Gewerbe wie die Gerberei und Leinenproduktion aus Flachs zum einen Wasser benötigten, es aber auch verschmutzten. Gleichzeitig verwässerten und fluteten die Hochwasser des Rheins und der Weschnitz kommunale Äcker- und Weideflächen, wogegen man spätestens im 14. Jahrhundert etwa mit Deichbau vorging. Nicht zuletzt wird auch die Rolle der lokalen Fürsten wie der Landgrafen von Hessen, den (Erz-)Bischöfen zu Mainz und Worms sowie auch der Pfalzgrafen bei Rhein behandelt. Denn jene sollten insbesondere ab dem 15. Jahrhundert zunehmend versuchen das Gebiet mit großflächigen Fischteichen und kilometerlangen Entwässerungsanlagen wie dem Landgraben (1535) für ihre Untergebenen und teilweise auch auf deren Kosten besser nutzbar zu machen.

Wie genau diese Prozesse der Flusslandschaftsgestaltung in der Praxis abliefen und wo Probleme auftraten, wenn verschiedene Parteien aneinandergerieten, wird an einigen Beispielen wie dem Lorscher See (1474) und der Keßlermühle zu Kleinhausen (1563) gezeigt werden.

Bronze, Silber und Gold

Jüdische Kult- und Zeremonialobjekte

Abb. Jüdischer Hochzeitsring, silber, St. Petersburg, 19. Jh.

Am Tag des Offenen Denkmals, am Sonntag, den 14. September 2025, von 11 bis 16 Uhr, lädt der Heimat- und Kulturverein Lorsch zu zwei Sonderschauen in das Alte Schulhaus in die Schulstraße 16 ein. Dort im 1. Stock des Hauses aus dem Jahr 1723 befindet sich die Dokumentation Landjudenschaft.

Neben Urkunden, Fotografien und Dokumenten aus der Region gibt es auch eine kleine Sammlung zur jüdischen Kultur. Von historischem Interesse sind die Relikte aus der 1938 zerstörten Synagoge. In der Führung wird an realen Beispielen erläutert, welche Bedeutung häusliche Kult- und synagogale Zeremonialgegenstände im Judentum früher hatten und oft auch heute noch haben. Vieles ist von hoher kunsthandwerklicher Qualität. Neben den Schabbat Lampen aus Messing oder Bronze werden Gegenstände aus Silber gezeigt, die den Festtagstisch schmückten oder in der Synagoge Verwendung fanden. Darunter ist ein seltener silberner jüdischer Hochzeitsring aus dem 19. Jahrhundert und ein vergoldeter Toraschild von 1920. Die Sonderschauen zu den Kult- und Zeremonialobjekten finden um 12 und 14 Uhr statt und dauern jeweils etwa 45 Minuten.

Alle Infos zur Dokumentation Landjudenschaft hier.

„Die Kräuter im Lorscher Werzwisch“

Werzwisch oder Würzbürde 2025

Quelle: come-to-web
  • Königskerze ( Verbascum thapsus & al -oder andere)
  • Oder als Ersatz, wenn man diese nicht findet: Eisenkraut ( Aconitum napellus)
  • Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • Schafgarbe (Achillea millefolium)
  • Rainfarn (Tanacetum vulgare)
  • Wilde Möhre (Daucus carota L.)
  • Beifuß / roter Beifuß ( Artemisia vulgaris)
  • Wiesenknopf -auch Blutströpfchen genannt (Sanguisorba officinalis)
  • Dost/ Oregano oder wilder Majoran (Origanum vulgare)

Thymian/Quendel (Thymus pulegioides L.), Odermennig (Agrimonia eupatoria), Pfefferminze (Menta piper) oder andere Minzen, Wermut (Artemisia absinthium), Kamille (Matricaria chamomilla L.), Walnuß (Juglans regia) -Zweig mit jeweils 3 Nüssen als Symbol der heiligen Dreifaltigkeit.

Podiumsdiskussion und Buchvorstellung „Vom Buch aufs Feld – vom Feld aufs Buch“

Forschung zum Hören, Sehen und Schmecken mit Blick auf Lorsch und seiner Umgebung in der Zeit von 1300- 1600 mit Vergleich zu heutigen Prozessen des Wandels.  Im Jahre 2022 hat eine Fachtagung in Lorsch zu diesem Themenfeld stattgefunden, der vor kurzem erschienene Sammelband „Vom Buch aufs Feld- vom Feld ins Buch“ soll mit verschiedenen Sinnen erfahrbar gemacht werden. Hierzu gibt es eine Podiumsdiskussion mit den Herausgebern. Anschließend können weiterführende Fragen gestellt werden und historisch inspiriertes Fingerfood gekostet werden. Eine Vernetzung von aktueller Forschung in Form von Buchwissen in praktisches Alltagswissen mit Erkenntnisgewinn rahmen die Veranstaltung. Wir freuen uns auf einen spannenden Abend und laden Sie herzlich im Namen auch des Heimat- und Kultuvereins Lorsch e.V. ein.

Am 4. Juli 2025 | 18 Uhr | Paul-Schnitzer-Saal Lorsch

Herzliche Einladung der TU Darmstadt in Kooperation mit dem UNESCO Welktkulturerbe Lorsch zur

Podiumsdiskussion und Buchvorstellung
„Vom Buch aufs Feld – vom Feld ins Buch –
Verflechtungen von Theorie und Praxis
in Ernährung und Landwirtschaft (ca. 1300 – 1600)“

am 4. Juli 2025 ab 18 Uhr im Paul-Schnitzer-Saal in Lorsch.

Der Sammelband ist das Ergebnis einer interdisziplinären Fachtagung, auf der die Herausgeber Dr. Stephan F. Ebert und Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk (TU Darmstadt, Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte) internationale Forschende in Lorsch versammelt hatten. 

Es diskutieren:

  • Dipl.-Biologin Bettina Walter (Heimat- und Kulturverein Lorsch e.V./AG Kräutergarten)
  • Dr. Stephan F. Ebert (TU Darmstadt)
  • Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk (TU Darmstadt)

Passend zu den in dem Sammelband veröffentlichten neuen Erkenntnissen der Forschung geht es darum, wie diese zu einem besseren Verständnis und Orientierungswissen über Veränderungen in der Ernährung
und Landwirtschaft beitragen können.

Im Anschluss haben Gäste die Chance, die Ergebnisse unmittelbar auf der Zunge zu erleben: Es wird historisch-inspiriertes Fingerfood gereicht, das auf Konsummuster zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit Bezug nimmt.

Weitere Details, auch zur Anfahrt, entnehmen Sie bitte dem beigefügten Veranstaltungsflyer.

Wir bitten um Anmeldung per Mail bis zum 30.06.2025 an: ebert[at]pg[dot]tu-darmstadt[dot]de

Einladung zur Vereinsfahrt für Mitglieder und Freunde ins Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach

Am 13. September 2025

© Adobe Stock / Sina Ettmer

Der Heimat- und Kulturverein Lorsch e.V. lädt Sie zu einer Vereinsfahrt mit Führung in das Freilichtmuseum Hessenpark nach Neu-Anspach ein. Dort wird in über einhundert historischen Gebäuden und auf 65 Hektar Freifläche gezeigt, wie Menschen früher lebten und arbeiteten. Außerdem werden traditionelles Handwerk, landwirtschaftliches Arbeiten und Dauerausstellungen präsentiert (siehe auch
www.hessenpark.de).

Ablauf:

  • 09:00 Abfahrt aus Lorsch (Bushaltestelle Neckarstraße bei der Stadthaus Apotheke)
  • 11:00 Führung (2 Gruppen, Dauer etwa 60 min)
  • Zeit zur freien Verfügung
  • 16:30 Rückfahrt nach Lorsch

Verpflegungsmöglichkeiten sind im Hessenpark gegeben. Restaurant- / Cafébesuche sind im Reisepreis nicht enthalten!

Reisepreis: EUR 30,00 pro Person, zahlbar bei Anmeldung per Überweisung auf eines der Konten des HKV:
Sparkasse Bensheim IBAN DE46 5095 0068 0002 0010 06 oder Volksbank Darmstadt Mainz eG IBAN DE87 5519 0000 0400 0500 19
Zahlungsgrund: Hessenpark 2025, Name, Anzahl Personen

Der Preis beinhaltet die Busfahrt Lorsch – Neu-Anspach – Lorsch, den Eintritt sowie die Führung. Zur Planung ist eine verbindliche Anmeldung bis Dienstag, 24.06 2025 über das HKV-Büro unter info[at]hkv-lorsch[dot]de oder 06251 1038212 (Di & Do 9-12 Uhr) erforderlich. Die Fahrt wird zunächst innerhalb der Mitgliederschaft des Vereins beworben.

Die Plätze sind begrenzt und werden nach Eingang der Anmeldung reserviert.
Wir freuen uns über einen regen Zuspruch.

Mit freundlichen Grüßen
T. Figaj, Vorsitzender

Freier Eintritt beim Internationalen Museumstag

Am Sonntag, 18. Mai 2025

Der Heimat- und Kulturverein Lorsch e.V. beteiligt sich mit den drei von ihm betreuten Ausstellungen an dieser weltweit stattfindenden Großveranstaltung. Neben dem bekannten Tabakmuseum und der Dokumentation Landjudenschaft wird in diesem Jahr erstmals seit langer Zeit die Giebauer Heimatstube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Jahr 2016 hatte das 69. und letzte Heimatreffen der aus Giebau Vertriebenen in Lorsch stattgefunden. Mangels Nachfolger übergab der Giebauer Heimatausschuss damals seine Heimatstube der Stadt Lorsch. Die Heimat- und Kulturverein, der alle Sammlungen der Stadt betreut, hat sich nun auch dieser Sammlung mit ihrem musealen Charakter angenommen. Neben beeindruckenden Stadt- und Geländemodellen und Dioramen, sowie Fotografien und Dokumenten aus dem ehemals sudetendeutschen Städtchen, kann man Gegenstände des täglichen Bedarfs, Trachten, Porzellan, böhmisches Glas, sakrale Kunst und vieles mehr sehen. Die Objekte wurden in den Jahren seit 1946 von den aus Giebau und seinen Nachbardörfern stammenden ehemaligen Bewohnern zusammengetragen, die in Lorsch und der Region eine neue Heimat gefunden hatten. Die Giebauer Heimatstube ist damit zu einer in Deutschland fast einzigartigen Zeitkapsel geworden, denn viele ähnlich Sammlungen sind in den letzten Jahren aufgelöst und zerstreut worden. An der Giebauer Heimatstube in Lorsch kann deutsche Vertriebenengeschichte und Erinnerungskultur exemplarisch erforscht werden.

Ein Besuch der Ausstellung im namensgebenden Giebauer Haus lässt sich örtlich und thematisch gut verbinden mit einem Besuch der Dokumentation Landjudenschaft im benachbarten Alten Schulhaus. Beide Ausstellungen widmen sich der jüngeren Bevölkerungsgeschichte unserer Stadt. Sie sind thematisch durch die Katastrophe des 20. Jahrhunderts, dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen verbunden. Auf der einen Seite die aus ihrer Heimat vertriebenen oder deportierten Juden, andererseits die neuen Nachbarn, die nach dem Krieg aus den deutschen Ostgebieten kamen. Beide Bevölkerungsgruppen hatten und haben einen nicht unerheblichen demographischen Einfluss auf Lorsch.

Die Ausstellungen sind am Sonntag, den 18.5.2025 in der Zeit von 11 – 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet (das Tabakmuseum bereits ab 10 Uhr). Vereinsmitglieder stehen während dieser Zeit für Auskünfte zur Verfügung. In der Dokumentation Landjudenschaft findet um 12 und um 15 Uhr jeweils eine Präsentation zum Thema „Provenienz: legal erworben oder NS-Raubgut? Woher stammen die Exponate in unseren Sammlungen?“ statt. Dabei wird die Herkunft bekannter Objekte und Neuerwerbungen besprochen.

Der Heimat- und Kulturverein freut sich auf regen Zuspruch aus der Bevölkerung und aus der Nachbarschaft.

Thilo Figaj, Vorsitzender

„Die Zigarette – eine Zeitreise“ 

Sonderausstellung im Tabakmuseum zeigt faszinierende Kulturgeschichte

Das Tabakmuseum präsentiert eine außergewöhnliche Sonderausstellung mit dem Titel „Die Zigarette – eine Zeitreise; Ein weltweiter Siegeszug löst sich in Rauch auf“. Besucher*innen können einen Blick auf die beeindruckende Sammlung von über 3500 Zigarettenschachteln werfen, die zwischen 1890 und 2015 gestaltet wurden. Diese Sammlung, die das Museum in den letzten drei Jahren durch großzügige Schenkungen erhalten hat, zeichnet die gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen rund um das Rauchen nach. 

Kuratiert wurde die Ausstellung von Bernhard Stroick, der sich seit vielen Jahren mit Themen der Tabak-Kultur und -Geschichte auseinandersetzt und für den Heimat- und Kulturverein Lorsch das Tabakmuseum leitet. Er engagiert sich außerdem im städtischen Tabak-Projekt und hatte dies 2013 mit aufgebaut. Aber auch die Ausstellung im Tabakschuppen in Lorsch, der als Museum des Tabak-Anbaus viele Interessierte lockt, hatte er mit entwickelt. 

Ein Spiegel der Gesellschaft 
Die Ausstellung beleuchtet die Entwicklung der Zigarettenkultur – von ihrer Verbreitung durch Soldaten im 17. Jahrhundert über die Blütezeit der Orient-Zigaretten bis hin zum Siegeszug der American-Blend-Produkte. Die Verpackungsdesigns der Zigarettenschachteln spiegeln dabei die Mode und die gesellschaftlichen Trends ihrer jeweiligen Zeit wider. So reichen die ausgestellten Exponate von luxuriösen, ägyptisch inspirierten Designs bis hin zu modernen Werbekampagnen wie der ikonischen Marlboro-Cowboy-Werbung. 

Historische Highlights und gesellschaftliche Einflüsse 
Die Schau thematisiert wichtige Wendepunkte der Zigarettengeschichte, darunter die Einführung der Banderolsteuer 1906, die Rolle der Zigarette als „Überlebensmittel“ im Ersten Weltkrieg und die wachsende Kritik durch die Gesundheitsforschung ab den 1950er-Jahren. Auch Marketingstrategien wie Sammelbilder oder Sondereditionen, die die Zigarettenindustrie populär machten, sind Teil der Ausstellung. 

Blick in die Gegenwart und Zukunft 
Die Ausstellung zeigt außerdem, wie gesetzliche Regulierungen und gesellschaftliche Entwicklungen die Tabakindustrie bis heute prägen. Verpackungsdesigns, die als Kunstwerke gelten, stehen in Kontrast zu den strengen Vorschriften der Gegenwart. 

Besuchen Sie „Die Zigarette – eine Zeitreise“ 
Die Vernissage zur Ausstellung „Die Zigarette – eine Zeitreise; Ein weltweiter Siegeszug löst sich in Rauch auf“, fand am Samstag, den 30. November 2024 um 11 Uhr statt. Die Ausstellung befindet sich im Foyer des Paul-Schnitzer-Saals und wird dort bis zum 23. Februar 2025 zu sehen sein (immer DI – SO, 10 – 17 Uhr). 

Die Ausstellung ist ein Muss für alle, die sich für Kulturgeschichte, Design und die gesellschaftlichen Veränderungen im Umgang mit Tabak interessieren. Sie lädt zu einer Reise durch 100 Jahre Zigarettenkultur ein – von den Anfängen bis zum heutigen Wandel hin zu rauchfreien Alternativen. 

Sonderveranstaltung: Die Lorscher Opfer der Shoa

Sonderveranstaltung in der Dokumentation Landjudenschaft am Freitag, den 24.1.2025, 18:00 – 20:00 Uhr

Ruth Karola Kahn (1923-1942), Aufnahme 1939 (c) HKV Lorsch

Anlässlich des diesjährigen Holocaust Gedenktages (27. Januar) öffnet der Heimat- und Kulturverein am Freitag, den 24. Januar ab 18 Uhr seine Räume im Alten Schulhaus, Schulstraße 16, für eine Sonderveranstaltung. Behandelt werden die Schicksale deportierter Lorscher Juden in den Jahren 1940 bis 1943.

Die Lorscher jüdische Gemeinde war nie besonders groß, und nach der Machtergreifung sank die Zahl der hier ansässigen Juden durch Abwanderung rasch unter 50 Personen. Wer es in der kurzen Zeitspanne vom Pogrom im November 1938 bis zum Kriegsbeginn im September 1939 nicht mehr schaffte, ein Visum für ein freies Land zu erhalten, geriet fast zwangsläufig in die Deportationen ab 1940. Die Schicksalswege der Lorscher Opfer waren dabei äußerst unterschiedlich und somit nahezu repräsentativ für das deutsche Judentum. Ruth Kahn, geboren 1923, wurde 1940 von ihrer Famile getrennt und nach Frankreich verschleppt. Sie wurde später ebenso in Auschwitz ermordet, wie der noch 1943 in Lorsch wohnende Siegbert Mann. In dem dazwischen liegenden Zeitraum fanden die Kindertransporte und Fluchten ohne glücklichen Ausgang nach Frankreich oder Holland statt, die Ermordung kranker und eingeschränkter Personen in der Tötungsanstalt Hadamar, genannt Aktion T4, die Deportationen nach Lublin in Polen unter dem Tarnnamen Aktion Reinhard, und schließlich nach Tschechien, nach Theresienstadt. Von hier kam 1945 die einzige Lorscher KZ-Überlebende zurück und lebte, von der Öffentlichkeit unbemerkt einige Jahre im Lorsch der Nachkriegszeit, bevor sie nach Mannheim verzog. In der Veranstaltung werden Geschichten Lorscher Jüdinnen und Juden erzählt, die über die Dokumentation im Raum der Erinnerung im Alten Schulhaus hinausgehen. Der Eintritt ist frei.

Nachruf – Michael Fettel

Wir haben einen guten Freund verloren.

Michael Fettel
1943 – 2024

Der Heimat- und Kulturverein Lorsch e.V. trauert um sein Mitglied des Vorstands. Michael Fettel ist am 11. Dezember 2024 im Alter von 81 Jahren verstorben. Er war seit 1985 Mitglied im Verein, die meiste Zeit davon als aktives Vorstandsmitglied. Hier hat er seine vielfältigen Leidenschaften eingebracht, Wald und Forst, die Jagd, Geologie und naturräumliche Zusammenhänge der Region. Michael Fettel war der Fachmann für die Geschichte des Lorscher Waldes und seiner Fauna. Über 40 Großkäfer hat er hier nachgewiesen und beschrieben. Als Pädagoge hat er unzählige Exkursionen geleitet, er hat Kindern und Erwachsenen die Natur vor unserer Haustür immer wieder und mit viel Enthusiasmus nahegebracht. In engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Waldes für Lorsch führten ihn seine Recherchen auch zur Kloster- und Ortsgeschichte, die er ebenso nachhaltig mit vielen bis dahin unbekannten Details bereicherte. Überregionale Bekanntheit erlangte Michael Fettel durch seine Erforschung der Geologie des Odenwaldes. Er entdeckte ein Mineral in einem Steinbruch bei Nieder-Beerbach, das heute nach ihm benannt ist, er besaß eine Silbermine im Odenwald, aus der er bis zur endgültigen Schließung noch etliche Kilo fördern konnte. All sein Wissen hat er mit uns in etlichen Buchveröffentlichungen geteilt, z.B. auf 250 Seiten das Werk „Hirsche und Menschen“, oder den Katalog „Aus Lorschs reicher Waldvergangenheit“ zu seiner gleichnamigen Ausstellung im Jubiläumsjahr 2014. Der von ihm mit herausgegebene geologische Führer des Odenwalds ist ein Standardwerk geworden.

Die Lücke, die Michael Fettel in unserem Verein hinterlässt, können wir nicht schließen. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau, den Kindern und der Familie.

Thilo Figaj, Vorsitzender